Frage:

Wie hat Galileo die Sonnenflecken entdeckt?

Antwort:

„Du solltest mal mit dem Hund spielen!'', sagte meine Frau, als sie sah, dass ich einfach nur aus dem Fenster schaute. Von meinem Schreibtisch blickte ich weit  über das Land nach Südwesten. An diesem Nachmittag im Januar 2004 sah ich direkt auf die rötlich leuchtende Sonne kurz vor dem Untergehen. Etwas stimmte nicht. Die Sonne hatte Flecken  - kein Zweifel, mit bloßem Auge zu sehen. Einige Minuten später war sie untergegangen. Die Antwort auf die Frage im Titel ist also einfach: Man kann große Sonnenflecken ohne Hilfsmittel sehen, aber eben nur in der stark geröteten Sonne mit ihrem stark abgeschwächten Licht kurz vor dem Untergehen.

Gelegentliche Berichte über Sonnenflecken gibt es aus allen Epochen, beispielsweise vom Ende des Jahres 813. Ein böses Omen: Im folgenden Januar
starb nach kurzer Krankheit Karl der Große. Vielleicht hat auch Galileo Galilei von solchen Beobachtungen gewusst, als er sein neues Fernrohr mit 32-facher Vergrößerung im Jahre 1610 auf die Sonne richtete. Er wusste, dass eine rußgeschwärzte Glasscheibe oder ein dunkles Farbglas vor dem Fernrohr einfache Mittel zur Abschwächung des Lichtes waren und er damit die Sonne auch hoch am Himmel beobachten konnte. Heute benutzt man spezielle Folien, wie sie auch in den Schutzbrillen beim Schweißen verwandt werden.

Galileo war jedoch nicht der einzige „Entdecker“ der Sonnenflecken. Der Engländer Thomas Harriot hatte Sonnenflecken vor ihm mit einem Teleskop beobachtet und mit dem deutschen Jesuiten Christoph Scheiner entstand ein Streit, wer sie als erster entdeckt habe. Scheiner hat seine ersten Beobachtungen von Flecken auf der Sonne bei Nebel durchgeführt und benutzte später Farbfilter. Weder Scheiner noch Galileo nahmen Notiz davon, dass der Niederländer Johannes Fabrizius beiden mit der ersten wissenschaftlichen Veröffentlichung über Sonnenflecken im Juni 1611 zuvorkam. Und allen kam wiederum Johannes Kepler zuvor, der 1607 die Sonne mit einer Lochkamera beobachtete und einen Sonnenfleck bemerkte, den er aber für den Planeten Merkur hielt, der gerade vor der Sonne vorbeizog.

Deutungen der Sonnenflecken waren vielfältig. Galileo hielt sie für Wolken auf der Sonne, Scheiner für kleine Planeten, die die Sonne umkreisten, und Fabrizius für Schlackenhaufen auf der brennenden Sonne. Ein wichtiges Ergebnis aus dem 19. Jahrhundert war die Entdeckung, dass die Häufigkeit der
Sonnenflecken einem elfjährigen Zyklus unterworfen ist. Dass magnetische Vorgänge in der Sonne für die Flecken verantwortlich sind, erkannten Wissenschaftler erst im 20. Jahrhundert. Je stärker die Sonnenaktivität, desto mehr Flecken sind auf ihrer Oberfläche sichtbar.

Systematische Untersuchungen der Sonnenflecken führte Scheiner ab
1611 und Galileo ab 1612 durch. Sie benutzten dabei die Projektionsmethode. Statt geschützt durch einen Farbfilter durch das Teleskop zu schauen, betrachteten sie das Bild der Sonne, das von einem Fernrohr auf einem Blatt Papier entworfen wird. Das helle Umgebungslicht kann man vermeiden, indem man beispielsweise in einem abgedunkelten Raum durch einen Spalt in einem Vorhang beobachtet. Durch Nachzeichnen des Umrisses der Sonne und der Lage der Flecken kann man zeigen, dass sich die Flecken über die Sonnenscheibe hinweg bewegen. So wurde entdeckt, dass die Sonne mit einer Umdrehungsdauer von etwa 28 Tagen rotiert.

Die fortlaufenden Untersuchungen der Sonnenflecken fanden im späteren 17. Jahrhundert ein jähes Ende, weil die zwischen 1640 und 1700 Sonnenflecken nur noch sehr selten auftraten. In den Jahren 2007/2008 hat die Sonnenaktivität ein Minimum im Elf-Jahres-Zyklus durchlaufen und erst in den nächsten Jahren ist wiederum mit einer zunehmenden Anzahl von Sonnenflecken zu rechnen.

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