Frage:

Woher kommt das Leben? (Teil 2)

Antwort:

Zunächst sollten wir klären, was Leben überhaupt ist. Alle lebendigen Strukturen sind in der Lage, sich selbst zu reproduzieren – also fortzupflanzen – und Nahrung als Energiequelle zu verwerten. Das machen Pilze, Tiere, Pflanzen, vielfältige Mikroorganismen, nicht jedoch Viren, die zwar auch vermehrt werden, aber keinen eigenen Stoffwechsel haben. Reproduktion und Evolution sind also typische Merkmale des Lebens, kommen aber auch in unbelebter Natur vor: So lagern sich beispielsweise unter geeigneten Bedingungen einzelne Moleküle einer Lösung in Kristallen zu einem Gitter mit höchster Regelmäßigkeit an.

Wissenschaftler des Göttinger Max-Planck-Instituts für biophysikalische Chemie fanden zudem heraus, dass Moleküle eines bestimmten Stoffes, der Ribonukleinsäure, der auch in Lebewesen vorkommt, sogar Evolution zeigen: Die im Reagenzglas zunächst rein zufällig zusammengewürfelten Moleküle passen nach einiger Zeit ihre Anordnung an die jeweils vorherrschenden Selektionsbedingungen an.

Etwas Derartiges müsste auch in der Frühzeit der Erde geschehen sein, als erstmals eine lebende Struktur auftrat, in der die Fortpflanzung mit einem Stoffwechselprozess zusammenkam. Ziemlich sicher weiß man inzwischen, dass alles Leben auf der Erde auf einen gemeinsamen Ursprung zurückgeht. Das wird gewiss unvorstellbar lang (einige hundert Millionen Jahre) gedauert haben, und es muss fernab des chemischen Gleichgewichts in einem Umfeld stattgefunden haben, in dem die sich selbst gebildete Struktur vor rascher Durchmischung, vor Hitze und vor zerstörender Einwirkung durch aggressive Chemikalien dauerhaft geschützt war. Darum wird die Entstehung des Lebens wohl nicht – wie man früher vermutete – in einer flüssigen, heißen „Ursuppe“ geschehen sein. Geeignete Bedingungen fanden sich wohl viel eher im Süß- und Salzwassereis der kalten Polarmeere.

Wo auch immer die Wiege des Lebens stand: Die Tatsache, dass auf der Erde überhaupt Leben entstanden ist, dass wir ein Teil davon sind und dass wir dies sogar erkennen können – das alles ist und bleibt ein Wunder. Je besser man die Natur physikalisch versteht, desto mehr muss man sich wundern.
Albert Einstein glaubte in der Großartigkeit der Natur sogar den Beweis für die Existenz Gottes zu erkennen.

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