Frage:

Werden auch Fische seekrank?

Antwort:

Wenn wir von Seekrankheit sprechen, meinen wir einen Zustand, in dem unser Gehirn durcheinander ist. Die Eindrücke der Sinnesorgane widersprechen sich und führen zu unterschiedlichen Interpretationen der Umwelt. Für die Orientierung im Raum ist unter anderem das Gleichgewichtsorgan zuständig. Es befindet sich im Innenohr und besteht aus Röhren, welche zusammen ein Labyrinth ergeben. Damit werden alle Koordinaten erfasst, d. h. vertikale und horizontale Bewegungen und auch Neigungen des Kopfes. Austariert ist dieses System an der Erdanziehungskraft. Auf einem Schiff bei hohem Wellengang oder in einem Flugzeug bei Turbulenzen meldet das Gleichgewichtsorgan, dass der Körper sich hin und her bewegt. Aber die Augen sehen keine Bewegung der umstehenden Gegenstände oder der Wolken. Das Gehirn deutet diese Widersprüche als eine Vergiftung des Organismus, mit der Folge, dass sich Übelkeit und Kopfschmerzen einstellen.

Auch Fische besitzen ein Gleichgewichtsorgan, welches jeweils links und rechts im Kopf sitzt. Wird der Fisch durch einen Strudel hin- und hergeworfen, kann auch er die Orientierung verlieren und somit seekrank werden. Forscher haben auf diesem Gebiet schon einige Versuche gemacht. Dabei sind sie zum Beispiel mit kleineren Fischen zu einem Parabelflug gestartet. Während des steilen Sinkfluges setzt kurzzeitig die Schwerkraft aus, und die Orientierung am Gravitationsfeld der Erde wird außer Kraft gesetzt. Die Fische fingen an zu torkeln und drehten sich mehrfach um die eigene Achse.

Beim Transport von Fischen, z. B. von Aquarium zu Aquarium, sollte man ebenfalls vorsichtig sein. Fische besitzen nämlich auch noch das Seitenlinienorgan. Dieses Sinnesorgan befindet sich am Kopf und in der Mitte der Breitseiten. Jede Bewegung, die im Wasser stattfindet, erzeugt Strömungen und Druckwellen. Mit Hilfe des Seitenlinienorgans kann der Fisch jede Bewegung und damit seine Umwelt wahrnehmen. In einem mit Wasser gefüllten, schaukelnden Eimer werden starke Druckwellen erzeugt, welche auf den Fisch treffen. Das Gehirn wird permanent gereizt und versucht ständig, die Lage des Fisches zu stabilisieren. Nicht selten kann dieser Stress bei sensiblen Tieren zu großem Schaden führen. Viele große Aquarien und Meeresmuseen können davon ein Lied singen.

Fazit: Seekrankheit findet sich sowohl auf, als auch unter Wasser.

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