Frage:

Woher kommt das Piepsen beim Tinnitus?

Antwort:

Nicht nur Rockmusiker, wie Bono und Eric Clapton, sondern auch Beethoven, Schumann und Smetana litten unter dem Klingeln, Pfeifen oder Grummeln im Ohr, welches als Tinnitus bezeichnet wird. Manchmal sind die Geräusche sogar von außen hörbar, meist entstehen sie aber im Hörzentrum des Gehirns. Musikhören, Sprachverstehen oder die Ortung von Schall beruhen auf fein abgestimmten Mechanismen, die Wichtiges deutlicher erscheinen lassen und Nebensächliches ausblenden. Bei Belastung durch Lärm, Stress oder Krankheit kann dieses Regelwerk aus dem Ruder laufen. Wie bei einem übersteuerten Mikrophon, werden dann von dem Verstärkersystem selbst Töne hervorgebracht, die für den Hörer meistens sehr unangenehm sind. In einem vollständig schallisolierten Raum können fast alle Menschen schon nach wenigen Minuten erfahren, was es heißt, Tinnitus zu haben: Das menschliche Hörsystem wird auf maximale Verstärkungsleistung hochgefahren, bis die Stille in den Ohren dröhnt. Die oft kaum merklichen Hintergrundgeräusche des Alltags dagegen helfen dem Hörsystem, seine Empfindlichkeit so einzustellen, dass nur die vordringlichen Laute hörbar bleiben. Tinnituspatienten berichten, dass ihnen leichte Hintergrundmusik hilft, die Ohrgeräusche abzudämpfen.

Auch die Aufmerksamkeit spielt eine wichtige Rolle. Wenn es gelingt, sich auf möglichst selbstverursachte Geräusche zu konzentrieren, wird das Piepsen in den Hintergrund gedrängt und kann schließlich versiegen. Tinnitusforscher, die dem Geräusch von Berufs wegen Aufmerksamkeit schenken müssen, bekommen oft auch selbst zeitweise Probleme mit ihrem Forschungsgegenstand.

Bleibt die Frage: Was tun bei Tinnitus? Tinnitus ist keine Krankheit, sondern tritt als Begleitumstand bei Störungen im Hörsystem auf. Ausreichend Schlaf, besonders nach starker Lärmbelastung, ein Spaziergang oder ein entspanntes Gespräch können oft zum Verschwinden der Geräusche führen. Wenn dies aber keine Abhilfe schafft, dann sollte möglichst bald ein Arzt aufgesucht werden.