Frage:

Warum ist Gähnen ansteckend?

Antwort:

Es dauert ungefähr sechs Sekunden. Wir und fast alle Wirbeltiere tun es: Gähnen. Und es ist ansteckend. Wir brauchen nur daran zu denken, einen gähnenden Mitmenschen zu sehen oder darüber zu lesen, und schon gähnen wir innerhalb von fünf Minuten in der Hälfte der Fälle ebenfalls beherzt mit. Entgegen der allgemeinen Meinung hat der Sauerstoff- oder Kohlendioxidgehalt unseres Blutes absolut keinen Einfluss auf dieses oft als Zeichen von Müdigkeit missverstandene Verhalten. Nach jüngsten Erkenntnissen dient Gähnen vor allem der Kühlung unseres Gehirns, welches ca. ein Drittel aller Kalorien verbrennt, die wir an einem Tag zu uns nehmen. Dabei erzeugt es jede Menge Wärme.

Ähnlich einem Computer, funktioniert unser Gehirn jedoch besser, wenn es nicht überhitzt. Deswegen gähnen wir besonders häufig selbst nach erholsamstem Schlaf ebenso wie bei starker Müdigkeit, da in beiden Situationen die Temperatur unseres Gehirns erhöht ist. Beim Gähnen erhöht sich unser Herzschlag kurzfristig um bis zu 30 Prozent, dadurch fließt mehr kühles Blut zum Gehirn. Dies senkt die Gehirntemperatur und erhöht so die mentale Leistungsfähigkeit.

Im Gegensatz zum Atmen durch den Mund, wird beim Atmen durch die Nase unser Blut bereits soweit abgekühlt, dass ein Gähnen nicht mehr notwendig ist. Versuchspersonen, die entweder angewiesen wurden, nur durch die Nase zu atmen, oder deren Stirn aktiv gekühlt wurde, zeigten sich absolut immun gegen den zu erwartenden Ansteckungseffekt, nachdem sie sich Videos gähnender Menschen anschauten. Als Ursache für die ansteckende Wirkung vermuten Wissenschaftler evolutionäre Gründe. Gähnt ein Einzelner, signalisiert dies eine erhöhte Gehirntemperatur und geminderte mentale Leistungsfähigkeit. Gähnen daraufhin alle, wird die Gesamtaufmerksamkeit einer sozialen Gruppe erhöht – viele gekühlte Gehirne sind wacher als einige erhitzte und können so möglichen Gefahren besser vorbeugen. Will man also dem oft gelangweilt wirkenden (Mit-)Gähnen vorbeugen, sollte man am besten immer nur durch die Nase atmen oder sich eine dieser schicken Schirmmützen mit eingebautem Ventilator aufsetzen.

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