Frage:

Wenn eine Wolke gegen den Berg prallt...

Antwort:

Haben Sie das auch schon einmal gesehen? In ganz Norddeutschland herrscht strahlender Sonnenschein und nur über dem Brocken hängt eine große, dunkle Wolke. Wie kommt das? Bleiben Wolken an Bergen „kleben“ und können deshalb nicht mit dem restlichen Schlechtwetter abziehen?
Um zu verstehen, was mit Wolken in der Nähe von Bergen geschieht, müssen wir uns zunächst mit der Luft selbst beschäftigen. Sie ist ein Gasgemisch, besteht hauptsächlich aus Stickstoff, Sauerstoff und je nach Luftfeuchtigkeit aus Wasserdampf. Grundsätzlich setzt sich Wasserdampf an Oberflächen ab – je nach Temperatur und Konzentration verschieden stark. In der Luft sind diese Oberflächen kleinste Schwebeteilchen. An diesen bilden sich Tröpfchen, die ständig Wassermoleküle mit der Luft austauschen. Diese Tröpfchen nehmen wir als Wolken wahr.

Für das Entstehen von Wolken gelten zwei Faustformeln. Je mehr Wasserdampf in der Luft ist, desto mehr Moleküle kondensieren an den Schwebeteilchen. Die Tröpfchen werden größer. Und je höher die Temperatur ist, desto mehr Moleküle verdampfen aus den Tröpfchen. Sie werden kleiner. Deshalb kann es nur unterhalb einer bestimmten Temperatur überhaupt Tröpfchen und somit Wolken in der Luft geben. Diese Temperatur ist der so genannte Taupunkt, der von der Luftfeuchtigkeit abhängt. Was passiert nun, wenn feuchte Luft auf eine Gebirgskette stößt? Die Luft strömt zunächst über den Berg hinweg. Auf ihrem Weg den Hang hinauf, kühlt sie sich ab, bis der Taupunkt erreicht ist. Nun bilden sich Tröpfchen in der Luft und Wolken entstehen. Kühlt die Luft weiter ab, werden die Tröpfchen schließlich so groß und schwer, dass es zu regnen beginnt.

Hat die Luft den Berggipfel überwunden, strömt sie ins Tal hinab und erwärmt sich wieder. Da das meiste Wasser als Regen am Berg geblieben ist, ist die Luft, die im Tal ankommt, nicht nur deutlich trockener als noch auf der anderen Seite. Weil bei der Entstehung der Regentropfen Wärme freigesetzt wurde, ist die Luft auch wärmer. Im Falle der Alpen nennt man den so entstandenen trockenen und warmen Wind „Föhn“.

Wolken regnen sich also an Berghängen ab. Mehr noch: Häufig bilden sie sich sogar erst dort. Deshalb gibt es in Gebirgen deutlich mehr Niederschlag als im Flachland. Auf dem Brocken ist es etwa dreimal so viel wie in Göttingen. Und wenn Sie das nächste Mal bei Föhn die Frauenkirche in München vor der Alpenkulisse bewundern, denken Sie daran, dass auf der anderen Seite der Berge die Menschen wahrscheinlich im Dauerregen sitzen.

Zur Redakteursansicht