Frage:

Warum gehen Ohren zu?

Antwort:

Jeder kennt es, jeder hat es schon einmal selbst erlebt: Wir fahren mit dem Auto einen Berg hinauf oder sitzen in einem Flugzeug, das zur Landung ansetzt, und plötzlich sind die Ohren „zu“. Wir haben das Gefühl, als hätten wir etwas im Ohr, wir können schlechter hören und manchmal schmerzt es sogar. Meist wird es besser, wenn wir ein oder zweimal geschluckt haben.

Schuld an diesem Phänomen ist der Luftdruck. Um zu verstehen, wie sich der Luftdruck auf das Ohr auswirkt, muss man wissen, dass im Inneren des Gehörgangs das Trommelfell einen luftdichten Abschluss bildet. Geräusche – letztlich nichts anderes als sehr schnelle Schwankungen des Luftdrucks – versetzen das Trommelfell in Schwingung und werden so von dort aus über das Mittelohr ins Innenohr geleitet, wo sie wahrgenommen werden. Das Mittelohr, welches hinter dem Trommelfell liegt, ist ebenfalls mit Luft gefüllt. Normalerweise herrscht auf beiden Seiten des Trommelfells der gleiche Luftdruck. Es kann so frei schwingen: Wir hören „normal“. Sinkt nun der Luftdruck außen plötzlich, weil wir beispielsweise mit dem Auto einen Berg hinauffahren, drückt der höhere Luftdruck im Mittelohr das Trommelfell nach außen. Die Folge ist, dass es nun nicht mehr frei schwingen kann und wir alles leiser hören: Das Ohr geht „zu“. Gleichzeitig wird das Trommelfell von empfindlichen Nerven versorgt, die die Spannung als Druckgefühl oder sogar Schmerz melden. Umgekehrt wird das Trommelfell bei einer Bergabfahrt durch den höheren Luftdruck nach innen gedrückt. Die Wirkung ist jedoch die gleiche. Auch in der Druckkabine von Flugzeugen kommt es bei Start und Landung zu schnellen Änderungen des Luftdrucks. Ein weiteres Beispiel sind Züge, die nicht über eine Druckkabine wie der ICE verfügen. Hier sinkt bei schneller Einfahrt in einen Tunnel kurzzeitig der Luftdruck und sorgt so für den unangenehmen „Ohrdruck“.

Zum Glück können wir selbst den Luftdruck im Mittelohr dem äußeren Luftdruck angleichen – zum Beispiel indem wir schlucken. Dabei öffnet sich für kurze Zeit die Ohrtrompete, die das Mittelohr mit der Nase, genauer gesagt dem Nasenrachen verbindet. Es kommt zum Druckausgleich: Das dumpfe Gefühl verschwindet und wir können wieder normal hören. Dieser Mechanismus funktioniert jedoch nicht immer und nicht bei jedem problemlos. Vielleicht hatten Sie bei ihrer letzten Erkältung auch den Eindruck, dass „die Ohren zu sitzen“ und sie durch Schlucken nicht frei zu bekommen waren? Die Ursache hierfür ist, dass bei einer Erkältung typischerweise die Schleimhäute der Nase anschwellen. Der Luftstrom durch die Nase ist behindert und die Ohrtrompete kann sich nicht mehr richtig öffnen. Folge ist ein anhaltender Unterdruck im Mittelohr, der, wenn er länger besteht, auch zu einer Ansammlung von Flüssigkeit hinter dem Trommelfell führen kann. Steigen nun noch Bakterien aus der Nase über die Ohrtrompete in das Mittelohr auf, kann schnell eine Mittelohrentzündung entstehen. Damit es gar nicht erst soweit kommt, empfiehlt es sich, bei anhaltendem Druck auf den Ohren nach einer Erkältung die Schwellung der Nasenschleimhaut für einige Tage mit einem abschwellenden Nasenspray zu behandeln. Wer regelmäßig unter Ohrenschmerzen im Flugzeug leidet, kann eventuell mit einem solchen Nasenspray ebenfalls Abhilfe schaffen.

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