Viola Priesemann erhält Medaille für naturwissenschaftliche Publizistik

2. Juli 2021

Die Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG) hat Viola Priesemann vom Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation (MPIDS) in Göttingen die Medaille für naturwissenschaftliche Publizistik 2021 verliehen. Die weltweit größte physikalische Fachgesellschaft würdigt damit ihr öffentlichen Engagement, den faktenbasierten Diskurs zur Covid-19-Pandemie zu unterstützen. Die Auszeichnung wird von der DPG jährlich an Wissenschaftler*innen für besondere publizistische Leistungen in den Naturwissenschaften verliehen.

„Frau Priesemann hat unmittelbar erkannt, dass ihre Forschungsarbeiten zu neuronalen Netzen und der Rolle von Phasenübergängen für die Informationsverarbeitung große Bedeutung für das Verständnis der Dynamik der Covid-19-Ausbreitung haben“, sagt DPG-Präsident Lutz Schröter. So avancierte Viola Priesemann für Politik und Medien schnell zur kompetenten und seriösen Gesprächspartnerin über Prognosen der Entwicklung der Pandemie und mögliche Maßnahmen zu ihrer Eindämmung. Priesemann ist seither gefragte Gesprächs- und Interviewpartnerin und geschätzte Diskussionsteilnehmerin in zahlreichen Medien und Talk-Shows. Dabei schafft sie es, sehr komplexe Zusammenhänge im Ausbreitungsgeschehen der Pandemie verständlich und klar zu vermitteln.

Zusammen mit Prof. Eberhard Bodenschatz, Direktor am MPIDS, hielt sie einen Vortrag zur Physik der Covid-19-Eindämmung, der inzwischen fast 10.000-mal aufgerufen wurde. Ebenso veröffentlichte die Wochenzeitung „Die Zeit“ neben einem mehrseitigen Dossier über ihre Arbeit mehrfach ihre Einschätzungen und Positionen zur Pandemielage und zu möglichen Gegenmaßnahmen. Zudem begleitete Frau Priesemann wissenschaftlich das DPG-Faktenblatt „Die Physik der Corona-Pandemie“, welches Entscheidungsträgerinnen und -träger in Politik und Wirtschaft sowie Schulen darüber informiert, wie die Physik helfen kann, die Pandemie in den Griff zu bekommen.

Darüber hinaus ist sie Initiatorin einer pan-europäischen Stellungnahme und eine der Autorinnen der Stellungnahmen außeruniversitärer Forschungseinrichtungen und des John-Snow-Memorandums (https://www.johnsnowmemo.com/), die alle die Notwendigkeit eines gemeinsamen europäischen Vorgehens bei der Eindämmung von Covid-19 betonen und einen Aktionsplan vorlegten. Für ihre Wissenschaftskommunikation während der Corona-Pandemie und die unermüdliche Darlegung wissenschaftliche Fakten und Analysen ehrte die Max-Planck-Gesellschaft die Physikerin zudem bereits im Februar 2021 mit dem Communitas-Preis.

Viola Priesemann (1982 in Bobingen geboren) forschte nach ihrem Studium an der Technischen Universität Darmstadt zur neuronalen Informationsverarbeitung an der École Normale Supérieure in Paris, am Caltech in Kalifornien und am Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt. Im Jahr 2013 wurde sie an der Universität Frankfurt im Fachbereich Physik promoviert. In ihrer Doktorarbeit beschäftigte sich Priesemann mit Ausbreitungsdynamik in neuronalen Netzen und mit der Rolle von Phasenübergängen für die Informationsverarbeitung.

Nach einer Tätigkeit als Postdoc am MPIDS bei Theo Geisel wurde sie 2014 Fellow am Bernstein Center for Computational Neuroscience Göttingen und bewarb sich 2015 erfolgreich für eine unabhängige Max-Planck-Forschergruppe, die sie seither am MPIDS in Göttingen leitet.

Priesemann war Fellow des Elisabeth-Schiemann-Kollegs, ist Mitglied der Jungen Akademie und des Exzellenzclusters Multiscale Bioimaging sowie im Vorstand des Campus-Instituts Data Science (CIDAS) der Georg-August-Universität Göttingen.

Die Verleihung der Medaille für naturwissenschaftliche Publizistik der Deutschen Physikalischen Gesellschaft erfolgt voraussichtlich im Rahmen des Festaktes am 12. November 2021 während des 42. Tages der DPG im Physikzentrum Bad Honnef. Die Auszeichnung besteht aus einer individuell gestalteten Medaille aus Silber sowie einer Urkunde. Zu den bisherigen Preisträgern zählen u. a. der Fernsehmoderator Ranga Yogeshwar, der ESA-Astronaut Alexander Gerst, die Wissenschaftsjournalisten Norbert Lossau (WELT) und Manfred Lindinger (FAZ) sowie eine mittlerweile 50-jährige Sendung mit der Maus.

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