Voller Erfolg!

Ergebnisse der EcoBus-Piloten erleichtern Planung bedarfsgetriebener Verkehrssysteme

22. August 2019

„Wir freuen uns, dass unser Forschungsprojekt EcoBus ausgesprochen gut in den beiden Pilotregionen angenommen wurde“, sagt Prof. Stephan Herminghaus, Direktor am Göttinger Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation und Initiator des EcoBus-Projekts. Während des ersten Piloten in Bad Gandersheim und der Gemeinde Kalefeld haben über fünf Prozent der Bevölkerung das Angebot des EcoBus genutzt. Beim zweiten Piloten im Harz waren zum Ende statistisch fast ein Siebtel aller Einwohnerinnen und Einwohner bei EcoBus angemeldet. Das verdeutlicht, dass viele im ländlichen Raum auf ein solches flexibles ÖPNV-Angebot geradezu gewartet haben. „Damit wurde eine respektable Marktdurchdringung in Rekordzeit erreicht. Zudem wurden unsere theoretischen Vorhersagen bestätigt, was uns in eine gute Startposition für die geplanten Weiterentwicklungen bringt“, betont Herminghaus. Insbesondere die Poolingrate, also der Anteil der Fahrten, bei denen zwei oder mehr Fahrtanfragen durch den Algorithmus kombiniert werden, ist für die Weiterentwicklung des Systems interessant. Erreichte die EcoBus-Flotte, bestehend aus fünf Bussen, im ersten Pilotprojekt eine Rate von neun Prozent, verbesserte sich diese im zweiten Piloten – hier fuhren zeitweise bis zu zehn Busse – um mehr als das doppelte auf zwanzig Prozent.

Letzte Meile

Nach den Auswertungen der beiden Pilotversuche bestätigt sich, dass gerade bei längeren Strecken das Gesamtsystem besser wird, wenn man einen On-Demand-Verkehr wie den EcoBus mit einem attraktiven Linienverkehr kombiniert: Der Zug oder Linienbus übernimmt dabei den schnellen Transport zwischen den größeren Orten, während der EcoBus im direkten Anschluss daran für die flexible Feinverteilung auf der so genannten „letzten Meile“ sorgt. „Dieses anspruchsvolle algorithmische Neuland testen wir ab Oktober 2019 in einem weiteren Pilotprojekt am Stadtrand von Leipzig“, so Herminghaus.

„Es hat sich gezeigt, dass der EcoBus – ganz anders als z.B. ein traditionelles Anrufsammeltaxi – als modernes, flexibles Verkehrsmittel für alle Bevölkerungsgruppen wahrgenommen und von allen Altersgruppen genutzt wird.“ Diese Erkenntnis ist unter anderem durch die Begleitforschung der Gruppe „Next Generation Mobility“ unter Leitung von Jan Schlüter entstanden. „Dies liegt insbesondere daran, dass der Fahrgast beim EcoBus keinerlei Kenntnisse über Haltestellen und Fahrpläne benötigt, den EcoBus ganz einfach online in Echtzeit bestellen kann und wie beim PKW prinzipiell jederzeit von Tür zu Tür fahren kann,“ so Schlüter weiter. „Nach unseren Erfahrungen mit den EcoBus-Pilotprojekten können wir jetzt Prognosen abgeben, wie viele Busse bei welcher Topografie und Bevölkerungsstruktur fahren sollten, um ein attraktives Angebot als Ersatz für den privaten PKW zu bieten. Ein zukunftsfähiger Öffentlicher Personennahverkehr sollte intermodal aufgestellt sein, das heißt, die Wegketten müssen optimiert und alles aus einer Hand angeboten werden. Hiermit stärken wir die Linienverkehre und befähigen die Verkehrsunternehmen hierzulande zu einer intelligent vernetzten Mobilität“, betont Projektleiter Stephan Herminghaus.

Planmäßig abgeschlossen

Nach einer ersten zweimonatigen Pilotphase im Raum Bad Gandersheim und Kalefeld während der Gandersheimer Domfestspiele im Sommer 2018 fuhren anschließend ein halbes Jahr bis zu zehn EcoBusse rund um Goslar, Clausthal-Zellerfeld und Osterode am Harz. Dieser durch Fördermittel aus Niedersachsen und der EU finanziell unterstützte Pilotbetrieb endete planmäßig am 28. Februar 2019. Mit dem System EcoBus erforschten Wissenschaftler am Göttinger Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation flexible Mobilität. Gemeinsam mit den Aufgabenträgern für den ÖPNV, dem Regionalverband Großraum Braunschweig sowie dem Zweckverband Verkehrsverbund Süd-Niedersachsen, haben sie in den beiden Pilotversuchen die Ergebnisse ihrer Grundlagenforschung erprobt, um die theoretischen Vorhersagen zu verbessern und in der Praxis zu überprüfen.

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