Warum sind Katzenkrallen immer scharf?
Jeder, der eine Katze besitzt, hat die Erfahrung schon einmal gemacht. Ein bisschen zu viel getobt und schon ist es passiert - man wurde gekratzt. Die feinen roten Linien, die später auf der Haut zum Vorschein kommen, lassen auf scharfe Krallen der Katzen schließen. Doch warum sind die Krallen einer Katze eigentlich so scharf?
Krallen sind die Fingernägel der Tiere. Beide bestehen aus einem Material, das Keratin genannt wird. Dieses Material tritt häufig in der Natur auf und ist zum Beispiel Hauptbestandteil von Haaren, Hufen, Hörnern und auch von den Stacheln der Igel. Die Krallen wachsen nach, genau wie Fingernägel, und eignen sich natürlich auch hervorragend zum Kratzen. Allerdings gibt es zwei entscheidende Unterschiede zu unseren Fingernägeln, welche den Krallen ihre Schärfe verleihen.
Ein erster wichtiger Unterschied ist, dass Katzen ihre Krallen einziehen können. Diese sogenannten Krallentaschen schützen die Krallen vor der Abnutzung beim Laufen oder bei anderen alltäglichen Dingen. Die Krallentaschen funktionieren genau so wie eine Handytasche. Man steckt das Handy hinein und schon gibt es weniger Gebrauchsspuren an dem Handy. Das heißt nun für die Krallen, dass wenn sie einmal scharf sind, sie auch lange so bleiben. Doch wie werden sie scharf?
Diese Frage führt uns zu dem zweiten entscheidenden Unterschied zwischen Krallen und Nägeln. Im Gegensatz zu Nägeln besteht eine Kralle aus zwei verschiedenen Schichten. Einer harten Schicht und einer weichen. Die beiden Schichten liegen übereinander und sind fest miteinander verbunden. Oben liegt die harte Schicht, unten (also Richtung Fußsohle) die Weiche. Allerdings wächst die harte Schicht schneller als die weiche, wodurch sich die Kralle nach unten biegt. Dieser Unterschied im Wachstum verleiht der Kralle ihre typische Halbmondform.
Wenn sich die Katze nun wieder einmal ihre Krallen an einem Kratzbaum oder einem Sofa feilt, passiert folgendes: Die weiche Schicht der Kralle wird schneller abgerieben als die harte Schicht. Was vorne an der Kralle übrig bleibt, ist eine kleine Spitze der harten Schicht. Sie ist es, die der Katzenkralle ihre Schärfe verleiht.
Dieses geniale Prinzip des Schärfens durch Abnutzung hat die Natur gleich mehrfach entwickelt. So schärfen sich viele Nagetiere wie zum Beispiel der Biber oder die Ratte ebenfalls regelmäßig ihre Zähne durch das unterschiedlich schnelle Abnutzen von zwei verschiedenen Zahnmaterialien.
Die Technik hat sich dieses Prinzip bereits auch abgeguckt und zunutze gemacht. Anstatt selbstschärfender Zähne wurden jedoch selbstschärfende Messer entwickelt. Diese Messer finden Einsatz in Bereichen wie der Recycel- oder Druckindustrie und sparen dort Zeit und Geld.
Wenn man also das nächste Mal von einer Katze gekratzt oder gar von einer Ratte gebissen wird, immer daran denken, welch ausgefeilte Technik hinter diesen Attacken steckt. Das macht den Schmerz erträglicher und fördert die Neugier ;-)