Frage:

Dreht sich die Sonne?

Antwort:

„Wo jetzt nur, wie unsre Weisen sagen, seelenlos ein Feuerball sich dreht, lenkte damals seinen goldenen Wagen Helios in stiller Majestät.“
aus: Friedrich Schiller: Die Götter Griechenlands

Eine Antwort auf die Frage nach der Eigenrotation der Sonne ist schon bei Friedrich Schiller zu finden: Der Dichter schreibt in seiner Ballade „Die Götter Griechenlands“, dass der „Feuerball sich dreht“. Allerdings meinte Schiller wohl eher die scheinbare Bahn der Sonne, wie sie ein Beobachter von der Erde aus wahrnimmt. Schließlich ist noch gar nicht lange bekannt, was sich bei der Sonne wie und wo und um was dreht.

Die Sonne besteht hauptsächlich aus Wasserstoff und Helium. Sie dreht sich weitaus komplizierter um sich selbst als die Erde, die wegen ihrer festen Form überall eine einheitliche Tageslänge hat. Bei der Sonne ist das anders. In der Nähe ihres Äquators braucht sie etwa 25 Tage für eine Umdrehung, an den Polen 36 Tage.

Dieses als differentielle Rotation bekannte Phänomen hat seine Ursache in dem extremen Temperaturgefälle, das in der äußeren, etwa 200000 Kilometer dicken Schicht der Sonne herrscht. Im Innern der Sonne wird bei 15,6 Millionen Grad Celsius und sehr hohem Druck Wasserstoff in Helium umgewandelt. Bei diesem Prozess werden unverstellbare Mengen von Energie in Form von Strahlung frei, die auf dem Weg in die äußere Schicht zu einem großen Teil absorbiert wird. An der Sonnenoberfläche hingegen ist es mit etwa 5500 Grad Celsius weitaus „kühler.“

Der hohe Temperaturunterschied zwischen dem heißen Sonneninnern und der „kalten“ Sonnenoberfläche führt in der Schicht dazwischen zu starken Verwirbelungen. Man kann sich das an Hand des Wetters auf der Erde veranschaulichen. Auch hier führen extreme Temperaturunterschiede zu extremen Wetterverhältnissen. Die Verwirbelungen in der Sonne erzeugen ihre komplexe Drehung. Die differentielle Rotation ist verantwortlich für die Umpolung des Magnetfeldes der Sonne etwa alle elf Jahre. Astrophysiker sprechen hier vom so genannten Sonnenzyklus.

Auch der Kern der Sonne dreht sich. Doch diese Drehung hat einen anderen Ursprung. Die Sonne hat sich aus sich bereits rotierenden Gaswolken gebildet. Diese Drehung blieb nach Entstehung der Sonne erhalten. Zudem sind die Drehungen des Kerns und der äußeren Schicht gekoppelt. Wie genau die gesamte komplexe Dynamik unseres Sterns „Sonne“ aussieht, beginnen Forscher allerdings gerade erst zu verstehen.

Und das ist nicht alles. Die Sonne rotiert auch zusammen mit dem gesamten Planetensystem etwa einmal alle 220 Millionen Jahre um das Zentrum der Milchstraße. Auf dieser Bahn pendelt die Sonne alle 62 Millionen Jahre durch die Scheibenebene der Galaxis hindurch. Und unsere Galaxis bewegt sich mit 264 Kilometern pro Sekunde durchs Weltall. Na, wer da keinen Drehwurm bekommt...

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