Ehemaliger Doktorand des MPIDS erhält Nobelpreis für Physik
Der Nobelpreis für Physik 2021 wurde dem deutschen Wissenschaftler Klaus Hasselmann zusammen mit Syukuro Manabe (USA) und Giorgio Parisi (Italien) verliehen. Klaus Hasselmann entwickelte ein Modell, das den Zusammenhang zwischen Wetter und Klima aufzeigt, z.B. den Zusammenhang zwischen Niederschlag und langfristigen Effekten wie Meeresströmungen.
Damit hat er gezeigt, dass Klimamodelle trotz kurzfristiger Wetterschwankungen verlässliche Vorhersagen liefern können, und auch den Zusammenhang zwischen dem Anstieg der CO2-Konzentration in der Atmosphäre und der globalen Erwärmung bewiesen. Klaus Hasselmann promovierte 1957 am Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation (MPIDS), bevor er seine wissenschaftliche Karriere am Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg fortsetzte.
Bereits 1988 prognostizierte Klaus Hasselmann den Klimawandel, dem die Welt heute gegenübersteht: "In 30 bis 100 Jahren, je nachdem, wie viele fossile Brennstoffe wir verbrauchen, werden wir mit einem ganz erheblichen Klimawandel konfrontiert sein. Die Klimazonen werden sich verschieben, die Niederschläge werden anders verteilt sein. Dann werden wir nicht mehr von Zufallsergebnissen sprechen können", resümierte der Wissenschaftler damals. "Wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass wir in eine Situation geraten, in der es kein Zurück mehr gibt." Seine Modelle beruhen auf der Verknüpfung von Wetter und Klima und beantworten damit die Frage, warum Klimamodelle trotz wechselhaftem und chaotischem Wetter zuverlässig sein können. Er entwickelte auch Methoden, um spezifische Signale zu identifizieren, die sowohl natürliche Phänomene als auch menschliche Aktivitäten auf das Klima hinterlassen. Mit seinen Methoden konnte er nachweisen, dass der Temperaturanstieg in der Atmosphäre auf den Kohlendioxidausstoß des Menschen zurückzuführen ist.
Physik komplexer Systeme als Grundlage
Der gebürtige Hamburger Klaus Hasselmann begann seine wissenschaftliche Laufbahn in Göttingen, wo er von 1955 bis 1957 am Max-Planck-Institut für Strömungsforschung, dem heutigen MPIDS, bei Walter Tollmien promovierte. "Wir sind sehr stolz, dass einer unserer ehemaligen Doktoranden den Nobelpreis auf dem Gebiet der Dynamik und Selbstorganisation erhalten hat", so Prof. Eberhard Bodenschatz, Direktor am MPIDS. Gleichzeitig ist der berufliche Weg von Klaus Hasselmann auch ein hervorragendes Beispiel für Synergien zwischen verschiedenen Forschungseinrichtungen - denn die Max-Planck-Institute in Göttingen und Hamburg arbeiten weiterhin in verschiedenen Umweltprojekten zusammen. Ramin Golestanian, Geschäftsführender Direktor des MPIDS, ergänzt: "Wir gratulieren allen Nobelpreisträgern zu ihrer wohlverdienten Auszeichnung. Es ist von enormer Bedeutung, Modelle zur Beschreibung und zum Verständnis der Wechselwirkungen komplexer physikalischer Systeme zu entwickeln."
Auch Universitätspräsident Metin Tolan sprach seine Glückwünsche aus. "Wir freuen uns sehr, dass mit Klaus Hasselmann erneut ein Alumnus der Universität Göttingen diese herausragende Auszeichnung erhält", sagte er. "Seine physikalischen Klimamodelle waren in den späten 1970er Jahren bahnbrechend".
Nobelpreis für Physik zum zweiten Mal in Folge
Bereits im vergangenen Jahr wurde ein Max-Planck-Wissenschaftler mit der höchsten wissenschaftlichen Auszeichnung in der Physik geehrt. Reinhard Genzel, Direktor am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching, erhielt zusammen mit Roger Penrose und Andrea Ghez den Nobelpreis für Physik 2020. Die Königlich Schwedische Akademie ehrte die Wissenschaftler für ihre Forschung zu Schwarzen Löchern.
Die Nobelpreise sind wie im vergangenen Jahr mit zehn Millionen schwedischen Kronen (rund 980.000 Euro) pro Kategorie dotiert. Die prestigeträchtigen Nobelmedaillen und -urkunden werden traditionell am 10. Dezember, dem Todestag des Preisstifters und Dynamit-Erfinders Alfred Nobel, verliehen.