Flexibel mobil

Göttinger MPI Projekt EcoBus fährt diesen Sommer in der Praxis

8. März 2018

Das Fahrzeug ist ein Stehzeug: Der individuelle Verkehr ist hochineffizient, belastet die Umwelt stark und kostet die Gesellschaft Milliarden. Mit dem System EcoBus erforschen Wissenschaftler am Göttinger Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation (MPIDS) flexible Mobilität. Ihre Grundlagenforschung wollen die Wissenschaftler gemeinsam mit dem Zweckverband Verkehrsverbund Süd-Niedersachsen (ZVSN) ab dem 10. Juni 2018 für zwei Monate bei den Bad Gandersheimer Domfestspielen in einem ersten Pilotversuch testen. So sollen die im Rahmen der Grundlagenforschung entstandenen theoretischen Vorhersagen in der Praxis überprüft werden.

EcoBus - neuartige Mobilität für Land und Stadt

Die Formen der Mobilität in unserer Gesellschaft sind zur Zeit im stürmischem Wandel begriffen. Fortschreitende Digitalisierung und wachsendes Umweltbewusstsein bringen erhebliche Bewegung in den Mobilitätsmarkt mit dem Ziel, den sehr ineffizienten Individualverkehr durch zukunftsfähige Mobilitätskonzepte zu ersetzen. Vor allem im Bereich Ridesharing (auch Ridepooling genannt) stürzen sich ständig neue Unternehmen in den Kampf um Marktanteile. Am Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation wird auf der Basis der alten Anrufbus-Idee das neuartige Mobilitätskonzept EcoBus erforscht. EcoBus zielt darauf ab, den Mobilitätsbedarf der Kunden computergestützt in optimierter Weise auf die vorhandenen Mobilitätsanbieter zu buchen. Das Rückgrat des Systems bildet eine Flotte von Kleinbussen, die in Kombination mit anderen Fahrzeugen (Taxis, Linienbusse, Bahnlinien) den vorhandenen Bedarf an Tür-zu-Tür-Transport in einer digital optimierten Weise decken soll. Schließlich soll das Angebot sowohl preislich als auch im Komfort konkurrenzfähig zum Privat-PKW werden. Das EcoBus-System entwickelt das MPIDS in Kooperation mit dem Zweckverband Verkehrsverbund Süd-Niedersachsen (ZVSN) und dem Regionalverband Großraum Braunschweig im Rahmen des von der EU und dem Land Niedersachsen geförderten Forschungsprojekts „Physik eines integrierten ÖPNV-Systems“.

Veranstaltungspilot Bad Gandersheimer Domfestspiele und Umgebung

Das erste Pilotprojekt soll einen Teil des Personentransports im Umfeld der Domfestspiele Bad Gandersheim vom 10. Juni bis 5. August 2018 abdecken. Hier kommt zunächst eine kleine Flotte von fünf Bussen zum Einsatz. Das Bediengebiet wird über die Stadt Bad Gandersheim hinausgehen und die Gemeinde Kalefeld sowie eine Anbindung des Bahnhofs Kreiensen einschließen, um möglichst viele Erkenntnisse aus dem Projekt ziehen zu können. Stephan Herminghaus, Direktor am MPIDS, sagt dazu: "Wir sind davon überzeugt, dass ein wirklich zukunftweisendes System nur als kooperative Initiative in der Region gedacht und entwickelt werden kann. Von daher freuen wir uns über die Unterstützung der Northeimer Landrätin Astrid Klinkert-Kittel sowie der Bad Gandersheimer Bürgermeisterin Franziska Schwarz."

„Es ist an der Zeit, neue Mobilitätsideen umzusetzen, um eine bessere Anbindung des ländlichen Raumes durch ÖPNV zu erreichen,“ zeigt sich Landrätin Astrid Klinkert-Kittel erfreut darüber, dass das Projekt nun nach mehrjähriger Planungszeit umgesetzt werden kann. Bürgermeisterin Franziska Schwarz aus Bad Gandersheim ergänzt: „Der EcoBus wird eine Bereicherung für unsere Region sein. Ich freue mich auf eine bessere Vernetzung mit unseren Nachbarkommunen und eine neue Form der Mobilität, um die Gandersheimer Domfestspiele und andere Attraktionen in unserem Kreis erreichbar zu machen.“ Michael Frömming, ZVSN-Geschäftsführer: „Wir bauen den Öffentlichen Nahverkehr in Süd-Niedersachsen mit zahlreichen Maßnahmen aus, um den berechtigten Forderungen nach einer umweltfreundlichen Mobilität nachzukommen. Das Forschungsprojekt EcoBus interessiert uns, um neue Erkenntnisse für den Nahverkehr in der Fläche zu gewinnen.“

Flächenpilot im Harz

Im Anschluss an den Piloten im Landkreis Northeim ist ein weiterer Untersuchungsraum im Harz geplant, der dann den Landkreis Goslar einbezieht. Beteiligter Kooperationspartner ist hier der für den ÖPNV zuständige Regionalverband Großraum Braunschweig. Dazu stimmen sich das MPIDS, die Zweckverbände und die beteiligten Verkehrsunternehmen noch ab. Zu Beginn dieses Flächenpiloten wird es eine weitere Pressekonferenz vor Ort geben.

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