Wissenschaftliche Premiere in Ulugbek-Madrasa

Vor außergewöhnlicher, historischer Kulisse treffen sich Physiker aus 13 Ländern in Usbekistan zu einer Konferenz über komplexe nichtlineare Systeme. Einer der Veranstalter ist das MPIDS.

11. Oktober 2013

60 Wissenschaftler aus aller Welt treffen sich vom 7. bis zum 11. Oktober 2013 in Samarkand in Usbekistan zur Konferenz „Komplexe nichtlineare Systeme“. Vor der beeindruckenden historischen Kulisse der Ulugbek-Madrasa, einer Schule für islamische Wissenschaften aus dem 15. Jahrhundert, geht es sowohl um grundlegende Eigenschaften solcher Systeme, als auch um Anwendungen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf geowissenschaftlichen Fragestellungen, die für das erdbebengefährdete Zentralasien von besonderer Bedeutung sind. Die Konferenz, die von Prof. Dr. Theo Geisel (Geschäftsführender Direktor des Göttinger Max-Planck-Instituts für Dynamik und Selbstorganisation) und Prof. Dr. Davron Matrasulov (Politecnico di Torino in Tashkent) ins Leben gerufen wurde und organisiert wird, soll den Grundstein legen für eine künftige engere Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern aus Zentralasien und ihren internationalen Kollegen.

Komplexe nichtlineare Systeme sind Überraschungspakete: Wie sich das Gesamtsystem im Laufe der Zeit entwickelt, lässt sich nicht aus dem Verhalten seiner unzähligen Einzelkomponenten ersehen. „In den vergangenen zehn Jahren hat es auf diesem Forschungsgebiet beachtliche Fortschritte gegeben“, erklärt Prof. Dr. Theo Geisel. Zudem habe die Erforschung komplexer nichtlinearer Systeme eine enorme Strahlkraft auf Anwendungen in den Neurowissenschaften, der Epidemiologie und den Geowissenschaften. Viele Fragestellungen aus diesen Bereichen lassen sich mit Hilfe neuer Methoden der nichtlinearen Dynamik beantworten.

Für die Staaten Zentralasiens sind besonders die Anwendungen aus dem Bereich der Geowissenschaften von Bedeutung. Zentralasien liegt in einer Region hoher seismischer Aktivität; immer wieder kommt es zu starken Erdbeben. Einer der Schwerpunkte der Tagung liegt deshalb auf seismologischen Themen wie etwa der Modellierung von Erdbeben, der Frühwarnung und dem Risikomanagement.

Schauplatz der Tagung ist die Ulugbek-Madrasa, eine von drei historischen Schulen für islamische Wissenschaften, die den zentralen Platz der antiken Stadt Samarkand umgeben. In der sechshundertjährigen Geschichte des Gebäudes ist dies das erste Mal, dass in dieser akademischen Institution eine internationale wissenschaftliche Tagung stattfindet.

Neben zahlreichen renommierten Wissenschaftlern aus insgesamt 13 Ländern nehmen vor allem viele junge Forscher aus Zentralasien und Deutschland an der Tagung teil. Auf diese Weise erhalten die Nachwuchsforscher die Gelegenheit, sich mit führenden Wissenschaftlern auf ihrem Gebiet auszutauschen. Zudem soll die Tagung langfristige Kooperationen zwischen Forschern aus Usbekistan und anderen Staaten Zentralasiens mit internationalen Kollegen anstoßen.

Das Projekt wird von der VolkswagenStiftung im Rahmen der Förderinitiative „Between Europe and Orient – a Focus on Research and Higher Education in/on Centeral Asia and the Caucasus“ unterstützt. Weitere Sponsoren sind die Usbekische Physikalische Gesellschaft, die Zweigstelle der italienischen Hochschule Politecnico di Torino in Tashkent (Usbekistan) und die Tashkent Samarkand State University.  


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