Frage:

Was ist Selbstorganisation?

Antwort:

Die sehr dynamische Selbstorganisation, die man auch in menschlichen Gesellschaften beobachten kann, wird seit einigen Jahren von Physikern intensiv erforscht. Dieser Zweig der Naturwissenschaft hat sich unter dem Namen Ökonophysik, oder häufiger neudeutsch: ‚Econophysics’, etabliert. Es gibt dort eine Menge interessanter Phänomene.

Stellen Sie sich zum Beispiel vor, Sie gehen mit einer Schulklasse in ein Museum hinein – und die Tür ist nur relativ schmal. Gleichzeitig will eine andere Schulklasse aus dem Gebäude durch dieselbe Tür hinaus. Es ist klar, dass sich die beiden Menschengruppen gegenseitig behindern, und es dauert relativ lange, bis alle ihr Ziel – die einen das Innere des Gebäudes und die andern die Frühlingsluft – erreicht haben. Man stellt nun folgendes fest: Wenn man aber ein Hindernis asymmetrisch (!) vor die Tür positioniert, können in derselben Zeit deutlich mehr Menschen die Tür passieren, obwohl es ein weiteres Hindernis gibt. Die Erklärung ist, dass sich durch das Hindernis eine Vorzugsrichtung des aneinander Vorbeigehens ergibt, so dass der Fluss organisierter verläuft. Auch die Dynamik der Börsenkurse, die für die hohen Renditen von Optionsgeschäften verantwortlich ist, ist ein unter Ökonophysikern beliebtes Forschungsthema – nicht nur, weil es verständlicherweise viele Fördergelder einbringt.

Das Gebiet ist natürlich viel zu groß, um hier erschöpfend behandelt zu werden, aber es gibt inzwischen eine Menge Lesestoff zum Thema. Sehr empfehlenswert ist die Homepage der Arbeitsgruppe um Prof. Dirk Helbing von der Technischen Universität Dresden: www.tu-dresden.de/vkiwv/vwista/alt.html

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