Zehn Mitarbeiter des Institutes, die meisten aus der Abteilung Herminghaus, unternahmen am 30./31 August eine geologische Exkursion nach Nordhessen. Die fachliche Leitung übernahmen der erfahrene Geologe Dr. Reinhold Wittig (Göttingen) sowie Dr. Heiner Heggemann (Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie). Unter ihrer Anleitung staunten die Wissenschaftler nicht schlecht über die Komplexität der beobachteten Phänomene und insbesondere über die vielfältigen Zusammenhänge zwischen der Dynamik komplexer Fluide und den beobachteten geologischen Strukturen.
Korbacher Spalte
Ein erster Höhepunkt war der Besuch des Geoparks Korbacher Spalte. Dort wurden vor 300 Millionen Jahren Knochen insbesondere des säugetierähnlichen Reptils /Procynosuchus/ in eine Spalte gespült, wo sie bis heute überdauerten. Vergleiche hierzu Bild 1. Aus diesem Zeitalter (Zechstein) sind üblicherweise eher Spuren, aber nur wenige Knochen großer Wirbeltiere überliefert, daher wird dies als ein wichtiger Fund angesehen. Das Hereinspülen der Knochen in die Spalte ist der Grund dafür, dass die Zahl der gefundenen Knochen dort außerordentlich hoch ist, aber auch dafür, dass sich dort leider kein vollständiges Skelett finden lässt.
Kupferbergbau
Des weiteren besuchte die Gruppe ein Kieswerk in der Nähe von Korbach, wo sich an den steilen Wänden, die durch den Abbau der Gesteine ergeben, die Gesteinsstruktur wunderbar verfolgen lässt. Vergleiche hierzu Bild 2. Die verschiedenen Schichten lassen sich mittels der modernen Geologie sehr detailliert erklären. Interessanterweise findet sich dort auch der sogenannte Kupferschiefer (Azurit und Cyanit), welcher bis ca. 1780 in Deutschland abgebaut wurde (auch der Vater von Martin Luther arbeitete als Bergmann im Kupferbergbau). Bei einem abschließenden Besuch im Heimatmuseum von Rotenburg/Fulda überzeugten sich die Wissenschaftler davon, dass die damaligen Arbeitsbedingungen, bei denen die Bergleute ohne große Sicherheitsvorkehrungen, ohne Frischluft, sowie unter unzureichender Beleuchtung in der 0,5 Meter hohen Schicht arbeiteten, alles andere als komfortabel waren.
Goldsuche
Die Exkursion beschränkte sich jedoch nicht nur auf die Beobachtung von geologischen Formationen. Auf Bild 3 ist zu erkennen, wie die Gruppe sich als Goldwäscher in eihnem kleinen Fluss am Fuße des Eisenberges betätigte. Und die Emotionen schlugen hoch als zum ersten Mal der Ruf "Gold!, Gold!" ertönte! In Bild 4 sind einige "Nuggets" abgebildet, deren Größe jedoch erahnen lässt, dass der Goldpreis noch etwas steigen muss, bevor sich die Goldsuche in diesem Gebiet wirklich lohnt. Vor Jahren arbeitete dort einmal ein professionelles Team von drei Goldsuchern mit voller Ausrüstung drei Tage lang. Die Ausbeute betrug nach damaligem Goldpreis nicht mehr als 80 Euro.
Unterwasserlawinen
Ein beträchtlicher Teil der Gesteine im untersuchten Gebiet besteht aus sogenannten Turbiditen, die man vielleicht als "Unterwasserlawinen" bezeichnen könnte. In den Schelfmeeren (an den Rändern der Kontinente) befinden sich oft Gebiete mit recht großer Bodensteigung. Ein zufälliges Aufwirbeln des Bodens (etwa durch einen Fisch!) kann dort bedeutende Folgen haben: Die durch die Aufwirbelungen entstehende Suspension besitzt wegen des Sedimentgehalts eine etwas höhere Dichte als Wasser, so dass sie hangabwärts strömt. Die entstandene Strömung kann dann weiteres Sediment aufwirbeln, so dass ein sich selbst verstärkender Effekt entstehen kann. Hierbei können schließlich mehrere Kubikkilometer Gesteine in Bewegung gesetzt werden, welche dann in größeren Tiefen Schichten mit einer Dicke von über 10 cm über weite Flächen bilden. Diese Turbidite erzeugen charakteristische Strukturen, bei denen aufgrund der unterschiedlichen Sedimentationsgeschwindigkeit die gröberen Partikel eher und damit unterhalb der feineren Partikel abgelagert werden.
Am Ende des zweiten Tages fuhr das Team zufrieden und mit vielen neuen Eindrücken nach Göttingen zurück. Es wurde festgestellt, dass feuchte Granulate sowie Strömungen in eingeschränkten und porösen Geometrien, die Schwerpunkte in der Abteilung Herminghaus bilden, in der Geologie eine unentbehrliche Anwendung finden.