Blicke ins Herz - Herzrasen erklärt

Wissenschaftsfestival „Highlights der Physik“ in Dortmund unter Beteiligung der Forschungsgruppe „Biomedizinische Physik“ des Max-Planck-Instituts für Dynamik und Selbstorganisation

20. September 2018
Seit Montag laufen die „Highlights der Physik“ in Dortmunds Innenstadt. Mit einer großen Show in der Westfalenhalle eröffnete Moderator Ranga Yogeshwar das „Wissenschaftsfestival Physik“ am Montagabend. Unter den mehr als 6000 Besuchern gab es auch prominente Gäste: Bundesforschungsministerin Anja Karliczek, Schriftsteller Frank Schätzing und Medizinprofessor Dietrich Grönemeyer.

Gleich zu Beginn rief Moderator Yogeshwar Professor Stefan Luther, Leiter der Forschungsgruppe „Biomedizinische Physik“ am Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation auf die Bühne. Denn Luther und sein Team arbeiten täglich zu dem Thema der Show „Herzrasen“. Die Grundlagenforscher versuchen, dem Herzrasen auf die Spur zu kommen, indem sie die Dynamik des Herzens besser verstehen. Herzrhythmusstörungen sind „dynamische Erkrankungen“, verursacht durch wirbelartig rotierende elektrische Erregungswellen im Herzmuskel. Das grundlegende Verständnis dieser nichtlinearen Dynamik ist Gegenstand der Physik komplexer Systeme. Die Anwendung der hieraus gewonnenen Erkenntnisse soll helfen, neue Wege gegen den plötzlichen Herztod zu finden, eine der häufigsten Todesursachen weltweit. Gemeinsam mit der Universitätsmedizin Göttingen und dem Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK e.V.) entwickeln Luther und sein interdisziplinäres Team daher neue Verfahren zur Diagnose und Therapie von lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen. Eindrücklich zeigte Physiker Luther auf der Bühne, wie Kammerflimmern, also die Fibrillation des Herzens, entsteht und wie er und sein Team es zukünftig mit einer sanfteren Methode beheben wollen. Das Publikum in der Westfalenhalle konnte diesen Vorgang anhand einer LaOla Welle mit ihren leuchtenden Mobiltelefonen selbst nachvollziehen.

Wettbewerbe und Shows speziell für Kinder

Die „Highlights“ seien besonders an Kinder gerichtet, damit der Funke für die Naturwissenschaften früh überspringe, betont Bundesforschungsministerin Karliczek. Deshalb gibt es unter anderem Physikwettbewerbe und Shows speziell für die jüngeren Gäste. Das macht sich auch am Stand der Göttinger Forschungsgruppe „Biomedizinische Physik“ bemerkbar. Viele Schülerinnen und Schüler wagen einen Blick ins Glasherz oder erkunden das begehbare Herz, versuchen sich an einem „Hands on“-Experiment zur Defibrillation des Kammerflimmern oder lassen sich von dem Göttinger Team die verschiedenen Generationen von Defibrillatoren erklären. Noch bis einschließlich Samstag, den 22. September 2018 informieren die Doktoranden und Postdoktoranden der Forschungsgruppe „Biomedizinische Physik“ an ihrem Stand „Blicke ins Herz“ über die Dynamik des Herzens.

Dortmund ist bereits die 18. Stadt, in der das Festival seit 2001 gemeinsam vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) veranstaltet wird. „Durch das Event änderte sich das Verhältnis zwischen Physik und Gesellschaft“, betont der Organisator Dr. Axel Carl. Mittlerweile zeigten die Menschen mehr Interesse an Physik, was sich auch in steigenden Studierendenzahlen widerspiegele, so Carl. „Das Wissenschaftsfestival ‚Herzrasen’ zeigt die besondere gesellschaftliche Bedeutung der Verbindung von Physik und Medizin auf, welche gerade am Göttinger Wissenschaftsstandort besonders erfolgreich ist.“ sagt Eberhard Bodenschatz, Direktor am Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation und Mitglied des Vorstandes der DFG.

Zur Redakteursansicht