Haben alle Sterne Planeten?

Stellen Sie sich eine riesige Wolke aus Staub und Gas vor. Diese Wolke ist so gigantisch, dass sie unter ihrem eigenen Gewicht in sich zusammenstürzt. Staub und Gas rast in einer Spirale auf das Zentrum der Wolke zu, so dass sie zu einer rotierenden Scheibe wird – wie ein kolossaler Wirbelsturm. Im Zentrum ballt sich Materie so dicht zusammen, dass sie sich immer mehr aufheizt; schließlich zündet ein gewaltiger Feuerball – ein neuer Stern ist geboren!

Da sich nun sehr viel Materie in der Mitte der Scheibe angesammelt hat, beschleunigt sich die Rotation der Scheibe; das ist so ähnlich, wie wenn ein Eisläufer bei einer Drehung die Arme anzieht – dann dreht er sich schneller. Die Drehimpulserhaltung sorgt dafür, dass nicht alles verbleibende Gas in den neugeborenen Stern fällt. Zudem drückt die Strahlung des Sterns Staub und Gas nach außen fort.

Nun ballen sich Staubteilchen im Rest der Scheibe zu Klumpen zusammen, die ihrerseits immer mehr Staub anziehen. Diese Klumpen vergrößern sich weiter und bilden die Kerne von zukünftigen Planeten – Planetesimale genannt. Indem sie immer mehr Materie von der Scheibe ansammeln, wachsen die Planetesimale über Millionen von Jahren zu Planeten heran.

Heute geht man davon aus, dass alle Sterne – also auch unsere Sonne – mit den zugehörigen Planeten so entstanden sind. Wenn das stimmt, sollten also um alle Sterne Planeten kreisen.

Solche Ideen sind noch nicht sehr alt: Im 16. Jahrhundert stellte der italienische Philosoph und Astronom Giordano Bruno die Theorie auf, dass das Universum unendlich groß sei, und dass es in ihm unendlich viele Sterne mit unendlich vielen Planeten geben sollte. Damals war die Gesellschaft aber noch nicht bereit für solche Vorstellungen: Bruno wurde für diese und andere radikalen Ideen auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Erst im Jahr 1990 wurden die ersten Planeten außerhalb unseres Sonnensystems entdeckt. Diese Planeten kreisen um einen sogenannten Pulsar: Das sind Überreste von Sternen, die am Ende ihrer „Lebenszeit“ als Supernova explodiert sind. Von einer solchen gewaltigen Explosion bleibt ein Neutronenstern übrig, der ein starkes Magnetfeld hat und der sich extrem schnell dreht. Ob die Planeten, die um diesen Pulsar kreisen, die Supernova-Explosion überlebt haben oder ob sie erst danach entstanden, ist noch unbekannt.

Seitdem haben Planetenjäger immer mehr Erfolge zu verzeichnen: Bisher sind etwa 1700 Planeten außerhalb unseres Sonnensystems bekannt. Einige von ihnen kreisen offenbar in gerade der richtigen Entfernung um ihren zentralen Stern, so dass es möglicherweise flüssiges Wasser auf ihrer Oberfläche geben könnte. Vielleicht gibt es sogar auf einigen dieser Planeten Leben? 

Viele Planeten wurden in der Umlaufbahn von Sternen gefunden, die unserer Sonne ähneln. Doch auch bei ganz anderen Himmelskörpern wurden Planeten entdeckt, beispielsweise bei Zwergsternen der Klasse M: Diese sind viel kleiner und kühler als unsere Sonne und strahlen in einem rötlicheren Licht. Andere Planeten kreisen um rote Riesen oder orange Riesen: Wäre einer von diesen Giganten an der Stelle unserer Sonne, würde er über die Umlaufbahn der Erde hinaus reichen.  Auch bei pulsierenden Sternen, die in regelmäßigen Abständen  größer und kleiner werden, wurden Planeten entdeckt.

Die meisten Sterne explodieren am Ende ihrer Existenz nicht als Supernova, sondern sie schrumpfen und werden zu einem Weißen Zwerg. Um solche Himmelskörper kreisen ebenfalls Planeten, und sogar um Braune Zwerge – das sind „gescheiterte Sterne“, die nicht massereich genug sind, um das Sternenfeuer aufrechtzuerhalten.

Es gibt auch Planeten, die sich frei durch unsere Galaxie bewegen, ohne zu einem bestimmten Stern zu gehören. Andere Planeten wiederum umkreisen Systeme aus mehreren Sternen. Stellen Sie sich vor, auf einem Planeten zu leben, an dessen Himmel zwei, drei oder gar vier Sonnen zu sehen sind!

Menschen haben schon seit vielen Jahrtausenden Sterne beobachtet, doch die zugehörigen Planeten können wir erst seit etwa zwei Jahrzehnten mit moderner Technik ausfindig machen. Schon in dieser kurzen Zeitspanne haben wir Planeten sogar bei sehr exotischen Sternen gefunden. Daher kommen heutige wissenschaftliche Studien zu dem Schluss, dass Sterne in der Regel von Planeten umkreist werden. Wir können letztendlich nicht sicher sein, ob das wirklich für alle Sterne gilt – die  Beobachtungen deuten allerdings darauf hin.

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