Frage:

Wie realistisch ist der Film „The day after tomorrow“?

Antwort:

Im Film „The day after tomorrow“ bricht infolge der globalen Erwärmung der Golfstrom zusammen. Binnen weniger Tage wird es so kalt im Norden Amerikas, dass Menschen und Motoren innerhalb weniger Sekunden einfrieren können. Obwohl der Film die Ereignisse stark dramatisiert, ist das Szenario nicht völlig aus der Luft gegriffen.

Der Golfstrom ist eine Meeresströmung im Nordatlantik, die aus den tropischen Regionen der Karibik und des Golfs von Mexiko warmes Wasser nach Norden transportiert. Diese warmen Wassermassen erwärmen sowohl Teile der nordamerikanischen Ostküste als auch die küstennahen Regionen West- und Nordeuropas. Die Energiemenge, die dabei transportiert wird, ist 100 Mal so groß wie der weltweite Energiebedarf der Menschheit. Der Strom führt dazu, dass bei uns erträglichere Winter herrschen als beispielsweise in Neufundland, welches sich auf derselben nördlichen Breite befindet wie Deutschland. Des Weiteren sind durch den Golfstrom selbst die nördlichsten Häfen Norwegens noch eisfrei, wenn die viel südlicher gelegene Ostsee längst zugefroren ist.

Der Golfstrom selbst ist ein Teil eines globalen ozeanischen Strömungssystems, das alle Ozeane verbindet. Das warme Wasser, das nach Norden fließt, kühlt dabei nicht nur ab, sondern verdunstet auch, so dass sich der Salzgehalt im Wasser erhöht. Beide Vorgänge – die Abkühlung und die Erhöhung der Salzkonzentration – vergrößern die Dichte des Wassers. Das Wasser wird schwerer. Dadurch sinkt es im Norden langsam ab und fließt als kalte Strömung am Meeresgrund in Richtung Süden zurück. Die gesamte Strömung wird zu großen Teilen durch diese Unterschiede in Temperatur und Salzgehalt angetrieben.

Schmelzen in Folge einer Erderwärmung riesige Eismassen im Nordpolarmeer oder auf Grönland, wird das Salzwasser so stark verdünnt, dass dieser Antrieb abgeschwächt wird und die Strömung zum Stillstand kommen kann. Das Resultat wäre innerhalb der nächsten 100 Jahre eine geringere Erwärmung in Nordeuropa als im Erdmittel – oder sogar eine leichte Abkühlung.

Allerdings sind Meeresströmungen sehr komplex, von vielen Parametern abhängig und deshalb nicht einfach vorauszusagen. Jüngste Messergebnisse sind zum Teil widersprüchlich oder noch nicht richtig verstanden. Dennoch geht die Wissenschaftsgemeinde derzeit davon aus, dass das Absterben des Golfstroms zwar ein realistisches, aber eher unwahrscheinliches Szenario ist.

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